Wie ein Blatt im Wind...
... so war die grau getupfte Säblerin, als der Nachtelf sie nach langer Zeit wieder sah. Unruhig und voller innerer Spannung, trotzig und ein Dickschädel sondergleichen. Wie es dazu kam wusste Aelindur nicht. Jedenfalls kannte er nicht die ganze Geschichte. Bedauern keimte in ihm auf, denn er hatte sich ihr damals annehmen wollen. Dann aber führte sein Weg in eine andere Richtung und Graufeder musste diesem folgen. Er konnte es nicht rückgängig machen. Wichtig war nun, die junge Mondschatten wieder auf jenen Weg zu bringen, welcher für Sie der richtige war oder sein sollte. Unendlich dankbar war der ältere Elf, wusste er doch um seine treue Gefährtin Alaryel. Die weisse Frostsäblerin war ihm in so manchen Momenten eine grosse Hilfe und jene wollte er nicht mehr missen. Doch auch sie, die ältere und weise Dame, würde eines Tages zu müde werden, um jenen jungen Übermut und vor allem das flegelhafte Verhalten unter Kontrolle zu bringen. Dies war nicht nur bei Mondschatten so. Der Nachtelf bewegte die Finger seiner linken Hand, ballte jene zur Faust und öffnete sie wieder. Schmerz zuckte durch seinen Unterarm, welchen er mit einem leisen Grollen kommentierte. Es war nicht ihre Absicht, ihn zu verletzen. Mondschatten traf keine Schuld. Graufeder hatte genau gewusst, dass es auch für ihn gefährlich werden konnte, in einen Kampf zwischen Säblern einzuschreiten. Und doch hatte er es getan. Für Alaryel.
Des Mannes Blick huschte zu Schwester Winterpfeil und Nimron, welche vor ihm durch den strömenden Regen eilten. Durchnässt bis auf die Knochen und noch immer fühlte Graufeder die Anspannung der Säbler, die ihnen folgten. Noch bevor er den Pavillon verlassen hatte, war in ihm ein ungutes Gefühl aufgekeimt und er wusste, dass er jenem Impuls den Tieren zu folgen, nachgeben musste. Wie auch Lethanne, hatte er sich vor den Gesprächen zurückgehalten und als er die Schwester bat, ihn zu begleiten, hatte sie zugestimmt. Er glaubte, einen Hauch der Erleichterung in ihrem Blick entdeckt zu haben, den dortigen Gesprächen entfliehen zu können. Ganz sicher war er sich dieses Umstandes aber nicht. Tiere vermochte er schon immer besser zu lesen als seine Schwestern und Brüder. Hinter ihm ertönte ein leises Knurren, eine Warnung an die jüngere Säblerin der Älteren nicht zu nahe zu kommen. Nur wenig zuvor hatten sich beide einen Kampf geliefert, der hätte böse ausgehen können. Mondschatten, die nicht nachgeben wollte und Alaryel, die den ihr zustehenden Respekt einfordern wollte. Doch nun waren die Fronten geklärt, war sich der Weisshaarige sicher. Er hatte es an Mondschattens Haltung erkannt.
Von den Wunden, die beide von der Auseinandersetzung trugen, waren glücklicherweise die meisten nur oberflächliche Kratzer. Die wenigen ernsten Verletzungen aber wollten behandelt werden und so folgte Graufeder Lethanne und ihrem Begleiter durch den anhaltenden Regen.
Mutter Mond verborgen hinter dunklen Regenwolken.
Fortsetzung folgt.