Sternenlicht Chroniken - Kapitel 3: Ruf der Sterne - Dolanaar
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Cayalis
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Thema: Sternenlicht Chroniken - Kapitel 3: Ruf der Sterne - Dolanaar Sa März 11, 2017 10:57 am
10. Tag des dritten Mondes
Ein Würgetang nach dem Anderen wurde aus dem Beutel geholt, um sie sorgfältig nebeneinander auszubreiten. Der beißende Geruch des Gewächses hatte sich ein wenig gelegt und doch war er noch unangenehm genug, um die Nase zu rümpfen oder jene am liebsten zu zuklemmen, mit... irgendetwas. Naydra seufzte. Ihre Gedanken kreisten um die Geschehnisse des Abends, welche sie wahrlich so nicht erwartet hätte.
"Hier die Liste. Das wirst du ja wohl hinkriegen, nicht wahr?" Der spöttische Unterton des Druiden dröhnte in ihren Ohren nach, als sie an seine Worte dachte. Freilich... sie hatte es geschafft, einige Brüder und Schwestern zu finden, die ihr bei den Angelegenheiten zur Hand gingen, um in erster Linie den Flüchtlingen zu helfen. Und Priesterin Nachtsang hatte ebenfalls ganze Arbeit geleistet, um Helfer zu mobilisieren. Aber das die Pflanzensuche in 3 Verletzte ausartete, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
Sie werden wieder gesund... dachte sie sich, um sich selbst zu beruhigen. Glücklicherweise befanden sich genug Leute vor Ort, damit nichts Schlimmeres hatte passieren können. Man stelle sich nur mal vor, man hätte Wolvyra nicht an Land ziehen können. Schnell schüttelte sie den Gedanken beiseite. Den Beutel mit Würgetang hatte sie geleert, jetzt musste er nur noch trocknen. Das Krabbensekret war mittlerweile in einem zugeschraubten Glas und konnte seinen extrem fiesen Geruch nun nicht weiter verbreiten. Was wohl als nächstes auf sie und ihre Mitstreiter warten würde? So gefährlich konnte Teldrassil ja nun nicht sein, dass sie sich großartig Gedanken darum machen musste. Aber angesichts des heutigen Abends zweifelte sie dann doch ein wenig.
Cayalis
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Thema: Re: Sternenlicht Chroniken - Kapitel 3: Ruf der Sterne - Dolanaar Mo Apr 10, 2017 1:08 pm
Die müden Augen des alten Druiden wanderten über den glitzernden See, dessen Oberfläche so ruhig wie die Nacht es war. Er hatte sich hier hin begeben, um dem Trubel zu entgehen, dem er nur widerwillig statt gegeben hatte. Darnassus behagte ihm nicht. Genauso wenig, wie die ganzen anderen Städte der Kaldorei, die er über die Jahrtausende gemieden hatte. Aber wenn er weiterhin dieses wunderbare Gebäck verzehren wollte, so musste er Opfer bringen. Immerhin... die reizende Bäckerin wusste bereits einen ordentlichen Vorrat anzulegen. Ihrer weiblichen Intuition war es sicher zu verdanken, dass sie wusste, wann der alte Kauz wieder auftauchen würde.
Er grummelte. Der Stuhl aus Holzgeflecht, auf dem er saß, hatte gewiss schon einige Körper tragen müssen und sicher bessere Tage hinter sich, aber er hielt stand. Jedes mal, wenn Aerandar ihn wieder verließ, gab es für Vögel und Kleintiere den reinsten Gaumenschmaus. Zwar achtete der Druide stets darauf, keine Kekskrümel im Bart hängen zu haben, doch der Rest war ihm egal.
Er schob sich einen weiteren Keks in den Mund, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Seine Gedanken kreisten um die letzten Ereignisse, um die verlorene Ruhe, um die Rückkehr der Legion... und um Liz..a... Er wusste den Namen nicht mehr. Die Stirn runzelte sich, doch er wollte ihm nicht einfallen. Ob sie bereits wieder auf Teldrassil weilte? Er grummelte. Schwerfällig erhob sich die massige Gestalt aus dem Stuhl, streckte den Rücken durch und stiefelte langsam zur Siedlung zurück. Siedlung... er rollte die Augen.
Cayalis
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Thema: Re: Sternenlicht Chroniken - Kapitel 3: Ruf der Sterne - Dolanaar Do Apr 13, 2017 4:23 pm
Die Schrecken des Alptraums hallten in seinem Geiste wider. Der unaufhaltsame Schatten, der sich mehr und mehr ausbreitete und seine giftigen Fühler nach ihm ausstreckte. Die säuselnden Stimmen, die von Macht besessen waren und jene an willige weiter geben wollten, sollten sie sich ergeben. Tiefe, besudelte Verderbnis. Zu viel hatte er angesehen, zu viel davon fühlen müssen. Fast hätte sie auch ihn überwältigt und in ihren ekelhaften Bann gezogen, um ihn nie wieder davon los zu lassen.
Aerandar wachte schweißgebadet auf. Das faltige Gesicht glitzerte im sachten Schein des Mondes, während sich die klebrigen Haare beinahe darin vergruben. Er blinzelte. Solche und andere Träume und Gedanken verfolgten ihn seit seinem Aufenthalt auf den Inseln. Es betrübte ihn, so viele Brüder und Schwestern verloren zu haben. Den edlen Wesen des smaragdgrünen Traums wurde ihre Verbundenheit zum Verhängnis, ihrem schrecklichen Schicksal entgegen tretend. Und in vielerlei Hinsicht blieb nichts anderes übrig, als auch jene von diesem Schicksal zu befreien und sie in die liebenden Arme der Mondmutter zu geleiten.
Er seufzte tief. Hier in den Wäldern Teldrassils hatte er ein wenig Ruhe gefunden und auch wenn er nun eine Schülerin an der Backe kleben hatte, so hatte er das Gefühl, damit das richtige zu tun. Es war an der Zeit, seine Sichtweisen zu überdenken und einen Pfad einzuschlagen, der für die Zukunft von Wichtigkeit wäre.